Architektur und Kybernetischer Zirkus at Bauhausfest2016


STAGE SET FOR BAUHAUSFEST 2016
CLIENT: Stiftung Bauhaus Dessau
PARTNER: Initiative Neuer Zirkus, Aleatorix, Hochschule Anhalt Dessau
SPONSORS: ER+TE Stahl­ und Metallbau GmbH, Enviral Oberflächenveredelung GmbH
YEAR: 2016

ABSTRACT
Die Architektur des Kybernetischen Zirkus beschreibt eine konzeptuelle Landschaft.
„Komposition A XXI“, 1925, von Laszlo Moholy-Nagy ist die Grundalge für die übergroßen diamantähnlichen Module. Haptisch weiche, goldene und schwarze pulverbeschichteten Stahloberflächen lassen die spitzwinklige Geometrie massiv und leicht zugleich erscheinen. Szenarisch platziert und durch schiefe Ebenen erweitert gestalten die Elemente den Raum als Bühnenbild mit.
Der Entwurf wurde von Studenten des internationalen Masterstudiengangs Architektur – DIA – entwickelt, in den Werkstätten von Stiftung Bauhaus und Hochschule Anhalt sowie im Werkstattflügel des Bauhauses gefertigt.
Sensoren, angebracht an Akrobaten und Jonglage, steuern Licht und Schatten. Besucher, Architektur und Sensorik bilden durch Zirkusartistik ein kybernetisches System – basierend auf Feedback und Magie.

THE CURATORS VOICE:
DER HINTERGRUND

Das 19. Bauhausfest ist thematisch vor allem dem Bauhaus-Meister László Moholy-Nagy gewidmet. Dabei werden insbesondere seine theatralischen Utopien („Theater, Zirkus, Varieté“,1925) in Verbindung mit Zirkus und Varieté untersucht und Inspirationsquellen für die künstlerischen Projekte des Bauhausfestes sein. Die in den 1920er Jahren in Europa und am Bauhaus populären Kunstformen waren am Bauhaus auch Ausdruck der experimentell-spielerischen und phantastischen Seite des historischen Bauhauses – und sie standen konzeptionell der Bühnenkunst und dem ebenfalls am Bauhaus diskutierten Thema „Gesamtkunstwerk“ nah. Deshalb wurden diese Kunstformen auch von anderen prominenten Bauhäuslern wie Xanti Schawinsky (Szenenfolge „Circus“, 1924), Andor Weininger (Musikalische Clownerie, 1926), Lou Scheper (Zirkusszenen zur Eröffnung des Bauhausgebäudes 1926) und Oskar Schlemmer (Musikalischer Clown, 1926, „Komisches Ballett“ als Varietéfassung des Triadischen Balletts, 1936 clowneske Pantomime „Mr. Ey“, 1937) aufgegriffen und mit und innerhalb dieser Kunstformen gestalterische bzw. performative Ideen entwickelt. Schlemmer wollte sogar mit dem Rückgriff auf Kunstformen wie Zirkus und Varieté neue Ausdrucksformen für ein reformiertes Theater schaffen.Ganz im Sinne von Moholy-Nagy, der traditionelle theatralische „Assoziationsbindungen“ aufheben und ins „Theater der Totalität“ bringen sowie die gestalterischen Mittel nicht nur produktiv, sondern auch initiativ und gleichwertig verwenden wollte, soll das Bauhausfest 2016 die Brücke schlagen zwischen konzeptioneller Sichtbarkeit, Spiel, Interaktion und Experiment.

Hier eignet sich die Kunstform Fest, Zirkus und Varieté insbesondere gegenüber Theater und Bühnenkunst mit relativ vorgeplanten Abläufen und festen Verabredungen zwischen den Akteuren und dem Publikum.Deshalb wird das Bauhausgebäude, insbesondere der Werkstattflügel, Einfluss auf den Gestaltungsrahmen bekommen und mit den Elementen Bewegung (Bild, Film, menschlicher Körper), Schablone bzw. Oberfläche und Raum-apparat inszeniert. Mit „Bewegung“, dem Jahresthema der Stiftung Bauhaus Dessau, wird eine Komponente hinzugefügt, die bei Moholy-Nagy grundlegend in seinen künstlerischen Arbeiten und Utopien war und dabei vom menschlichen Körper über Bild und Film bis zur Technik und Licht reichte. Text by Burghard Duhm -Stiftung Bauhaus Dessau

DIE GEGENWART
Um Bauhausfest 2016 inszeniert das Bauhaus einen „kybernetischen Zirkus“. Der „kybernetische Zirkus“ wird eine Schnittstelle von Akrobatik und Architektur, mit dem interdisziplinären Ansatz des Bauhaus-Künstlers László Moholy-Nagy werden dessen theatrale Utopien im Bauhausgebäude neu interpretiert. Bewegung, Fläche, Form und Licht werden hier architektonisch entwickelt und zu interaktivem Leben erweckt. In Zusammenarbeit mit der Initiative Neuer Zirkus, der Hochschule Anhalt und dem Büro Tactile Architecture entsteht eine Komposition aus Akrobatik, Jonglage, minimalistischer Architektur und sensorisch virtuellem Erleben. Künstler und Publikum bewegen sich auf und in einer Raumlandschaft, welche auf der Grundlage einer Komposition von Moholy-Nagy als dreidimensionale Skulptur in den Raum integriert wird. So wird der Raum, ein Werkstattflügel des Bauhausgebäudes, zur Bühne – gleichermaßen für Artisten und Besucher wie für Licht und Architektur. Diverse Sensoren registrieren und sammeln die Aktivitäten der Artisten, ihrer Requisiten und Körperbewegungen sowie die Reaktionen des Publikums und generieren daraus eine neue visuelle Umgebung. Ein kybernetischer Zirkus vereint Statisches mit Dynamischem, Greifbares mit Virtuellem, Beobachtung mit dessen Transfer. Es agiert interaktiv und beschreibt Bewegtes visuell. Es entwickelt den Leitsatz des Experimentellen, des Simultanen und Interdisziplinären auf eine neue Art und Weise – aber in experimenteller Tradition der Bauhausbühne. Text by Jenny Patchovsky und Cox Ahlers – Initiative Neuer Zirkus, Liss C. Werner – Tactile Architecture

UMGESETZT VON
Stiftung Bauhaus Dessau, Initiative Neuer Zirkus, der Hochschule Anhalt – Fachbereich Architektur, Dessau International Architecture School, dem Architekturbüro Tactile Architecture – office für Systemarchitektur, dem Architektur- und Medienarchitekturbüro Aleatorix, dem Lichtkünstler Martin Beeretz und dem Puppenspieler Christian Pfütze

UNTERSTÜTZT VON
Enviral Oberflächenveredelung GmbH, NiemegkER+TE Stahl- und Metallbau GmbH, Zerbst

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