in Handmade no.4
Anhalt University of Applied Sciences,
January 2013
Excerpt:
Der Mauerpark befindet sich an der Bernauer Straße auf dem ehemaligen Grenzstreifen zwischen Berlin Prenzlauer Berg, Mitte und Wedding. Dieser lange Streifen Grün ist Dreh- und Angelpunkt für sommerliche Tag- und Nachtschwärmer inmitten dreier Berliner Bezirke, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Eine jedes Wochenende von neuem entstehende Subkultur hat sich etabliert und stellt neben Flaschensammlern, jungen Elternpaaren und Besuchern aus aller Herren Länder die obskur exotische Identität des Parks dar. Sonntags blüht das Leben durch Flohmarkt mit Karaoke und Jongleuren, Wochentags wird die urban-grüne Oase mit Erlebnisspielplatz, Kinderfarm und Schaukeln mit Blick auf den Fernsehturm genossen. Im 19. Jahrhundert wurde das Gelände als Exerzierplatz genutzt, bevor 1872 der Bau eines Güterbahnhofs begann. Zwischen August 1961 und November 1989 unterlag der Mauerpark den politischen Gegebenheiten und die Sektorengrenze zwischen Ost- und Westberlin unter sowietischer und französischer Hand bestimmte seine Nutzung als Grenz- und Todesstreifen. Nach der Maueröffnung wurde der Ostteil des Parks 1994 unter dem Architekten Prof. Gustav Lange mit nunmehr 8 ha Grünflache fertiggestellt. Die andere Hälfte ist Brachland und soll nun erweitert werden. Bürgerinitiativen, Vereine wie „Freunde des Mauerparks e.V.“, Pächter, Stadtpolitiker und der Eigentümer Vivico des noch zu entwickelnden Teils des Mauerparks diskutieren seit Jahren über die endgültige Nutzung. Besucher des Mauerparks wünschen sich einen Park ohne Bebauung, der Eigentümer hat andere Pläne. Extreme treffen aufeinander und die Zeit zur Lösungsfindung drängt, denn wichtige Gelder der Allianz Stiftung könnten bei einer Nichteinigung entzogen werden. Die aktuelle Debatte wurde in 2011 durch eine Bürgerwerkstatt geführt, jedoch ohne konstruktive oder erfolgreiche Ergebnisse wieder eingestellt. Die Studenten des Master Architektur haben sich der Herausforderung „Mauerpark“ gestellt, und architektonisch städtebauliche Konzepte, für den Mauerpark bis hin zum Bahnhof Gesundbrunnen in Wedding entwickelt. Eine Architektur der urbanen Landschaft und ein systemischer Ansatz waren die treibenden Kräfte inspirierender Recherchearbeiten und Entwürfe. Politische und wirtschaftliche Interessen wurden berücksichtigt, standen jedoch im Hintergrund, vielmehr wollte man einen funktionierenden Park schaffen, der auf die existierende Struktur aufbaut und mit der ansässigen Kultur arbeitet..
Publication: Mauerpark – Systematisches Jonglieren auf 10ha Grünstreifen
Image credits: Michael Wolf, Erik Zein